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Unsere Geschichte

Am 1.5. vor 70 Jahren gab es das erste Fußballspiel in Teichel. Eine Woche zuvor, am 25. April, hatte man im Gornitztal bei einer Zusammenkunft von interessierten Teicheler Bürgern beschlossen, auf dem provisorischen Platz die folgende – was keiner ahnte- in die Teicheler Sportgeschichte eingehende Begegnung auszutragen.

 

Um möglichst die ganze Gemeinde teilhaben zu lassen, lud man keinen fremden Spielpartner ein, sondern ließ Oberteichel gegen Unterteichel antreten. Dass die Partie unentschieden endete, sorgte für gute Stimmung beiderseits. Dieser Tag, der 1. Mai 1946 also, wurde zum Gründungstag erkoren und steht auch so im Mitgliedsbuch des ersten Vorsitzenden von damals, Herrmann Trüe. Denn er, Kurt Paninka, Karl Paiser und Klaus Dorstewitz gingen als die aktivsten Mitbegründer in die Geschichte der SG Traktor ein.

 

Sie, die zunächst die Motoren des Sports in Teichel waren, fanden natürlich auch aktive Helfer, zu denen beispielsweise gehörten: Theobald Schmidt, Willy Nehring, Willy Grau , Walter Bergmann, Walter Kind u.a. Im Grunde aber, so schrieb Kurt Paninka, nahmen sehr viele Einwohner von Teichel am Baugeschehen teil. Im August, vier Monate nach dem ersten Spiel, beendeten zahlreiche Männer im Wesentlichen ihr Bemühen um die Errichtung eines Sportplatzes in Teichel auf dem Gelände, das von Walter Kind zur Verfügung gestellt worden war und welches man mit Hacke, Schaufel und einer Feldlore als den dominierenden Arbeitsgeräten hergerichtet hatte. Es begann so etwas wie regelmäßiges Fußballspielen, allerdings zunächst nur in freundschaftlichen Vergleichen.

 

In den Punktspielbetrieb stieg man, nachdem viele der genannten Begegnungen absolviert worden waren, aber erst ab Spätsommer 1947 ein. Wie Kurt Paninka in einem uns vorliegenden Brief aus dem Jahre 2002 weiter berichtete, ging es mal mit dem Traktor, mal mit dem Holzvergaser von Alfred Hölzer auf Tour.

 

Ursprünglich sollte der Verein „Rot-Weiß“ heißen, erzählte K.Paninka. Aber die finanzielle Unterstützung, die bei dem Namen Traktor durch die MAS ( Maschinen-Ausleih-Station ) und später MTS ( Maschinen-Traktoren-Station) den Landvereinen gewährt wurde, zwang zum Namen Traktor. Den ursprünglich „streng genommen Zwangsnamen“ aber wollten die Teicheler Fans nun selbst in bundesdeutschen Zeiten nicht hergeben und votierten vor vier Jahren ( 2012) für dessen Beibehaltung recht deutlich. Eine Spielzeit lang spielte man nach der Neueinstufung in der 2.Kreisklasse, schaffte sofort den Aufstieg in die 1. und war drei Jahre später sogar im Pokalhalbfinale des Kreises gegen Motor Rudolstadt, welches man aber u.a. nach zwei Eigentoren von Heinz Gruber und Werner Schmidt mit 4:2 verlor. Im Tor stand Martin Renner aus Teichröda, welcher von dieser Episode berichtete.

 

Den ersten Meistertitel gab es 20 Jahre nach der Vereinsgründung, also 1966. In der Presse hatte sich Bürgermeister Glaser beschwert, dass kein kreislicher Vertreter zur Ehrung nach Teichel gekommen war. Die Traktoristen rächten sich, wurden erneut Meister und stiegen 1967 in die Bezirksklasse auf. Nun trat der Name Teichel aus der Anonymität des Kreises Rudolstadt, um später zu einem Begriff im Bezirk Gera und mittlerweile auch in Thüringen zu werden. Welche Namen, welche Fakten dürfte man nicht vergessen? Vielleicht die allerwichtigsten Stationen der jüngeren Vergangenheit: Da war der unmittelbare Abstieg nach dem ersten Vordringen in die Bezirksklasse 1968, dem folgten sechs Kreismeistertitel und vordere Plätze sowie dreimaliges Scheitern bei Aufstiegsturnieren, ehe man 1981 wieder oben angekommen war, also in der Bezirksklasse.

Nach nochmaligem kurzen Absturz in kreisliche Regionen 1986/87, setzte sich Teichel ab 1989 auf Bezirksebene fest und machte teilweise so recht Furore, bis hin zum Namen als „Torfabrik“ der Liga.

Unvergessen ist das Jahr 1993, als Teichel nach sechs Vizemeistertiteln und als „unaufsteigbar“ geltend, in die damals so starke Bezirksliga kletterte und für allgemeines Staunen sorgte. Zuckerbrot nebenbei war die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“. Dieter Schoke, Raik Esselborn, Rainer Rascher und Peter Zien nahmen im Theaterrestaurant von Rudolstadt die Ehrung entgegen.

 

1995 wurde die Landeklasse neu gebildet, die ersten acht Bezirkslisten stiegen auf. Teichel war Neunter! Glück oder Pech ? In der ewigen Bezirksligatabelle jedenfalls nimmt Traktor Teichel den 1. Platz ein. In dieser Liga sind für Teichel 974 Tore gefallen, 516 Gegentreffer musste man hinnehmen. Unsere erfolgreichsten Torschützen in dieser Liga waren Bernhard Bob mit 206 Treffern in zehn Spielzeiten, Roman Esselborn mit 114, Marko Wolf mit 112 und Ronald Ring mit 108. Später fügte B. Bob noch einmal über 50 Treffer hinzu und wurde so zum erfolgreichsten Torschützen unserer Fußballgeschichte, wofür er anlässlich einer Fussballweihnachtsfeier mit einem schönen Pokal entsprechend geehrt werden konnte. Aber auch Matthias Kämmer, Christian Stark, Raik Esselborn, Jan Liebchen und Sandro Wolf haben fleißig getroffen. Sandro Wolf war übrigens im August 1993 unser erster Bezirksligatorschütze und ist damit gleichfalls so etwas wie eine geschichtliche Teicheler Fußballerpersönlichkeit. Nicht vergessen wollen wir in diesem Zusammenhang aber auch die besten Schützen aus Kreis- und Bezirksklassezeiten wie Klaus Dorstewitz, Otto Zelmer, Harry Müller, Wolfgang Hauser, Klaus-Dieter Günsche, Peter Gretsch, Dietmar Arnold und den schon erwähnten Raik Esselborn. In der Vergangenheit aber stand einer, den wir auch heute noch in fester Erinnerung haben:

 

Der Trainer, die „ Waschfrau“, der Platzwart, der Vorsitzende: Dieter Schoke. Ihn riss der Tod im Alter von 57 Jahren, einen Tag nach seiner erneuten Wahl zum „Chef,“ plötzlich und völlig unerwartet, aus unserer Mitte. Das war eine von den furchtbaren Nachrichten, welche die kleine Teicheler Fußballwelt bis ins Mark erschüttert hatte. Ihm folgte für ein Jahr Lothar Herfurth als Vorsitzender, ehe Ralf Alex zum Präsidenten gewählt wurde, was sich als Glücksgriff für den Teicheler Sport erweisen sollte. Dieter Schoke konnte nicht mehr erleben, als sich unsere I. Mannschaft 2004/ 05 bis in die Landesklasse förmlich hoch geschwungen hat. Damit konnte niemand rechnen. Das war für einen Ort von der Größe Teichels gewiss an der Grenze, wenn nicht gar eine Nummer zu groß, da auch die Nachwuchssituation immer prekärer wurde.

 

Die Schließung der hiesigen Schule verschlimmerte die Lage, denn erstens fehlte die Möglichkeit der AG – Bildung vor Ort, von der wir früher lebten, und zweitens war die Bindung an Teichel durch die Schule und die damit verbundenen Erlebnisse und Kontakte nicht mehr im erforderlichen Maße gegeben, eben auch jene auf sportlichem und kulturellem Gebiet, wo die Schule früher eine starke Bilanz aufzuweisen hatte; vom allgemein beklagten Geburtenrückgang ganz zu schweigen.

Erinnern kann man sich dennoch schöner Erfolge im Nachwuchsfußball. Für dessen beste Zeiten stehen Namen wie Kurt Kirchhof, Rainer Morgenroth, Harti Händel, Uwe Mohring und Carsten Lorenz, der allzu früh infolge einer Krebserkrankung verstarb. Unerwähnt darf auf keinen Fall unsere zweite Mannschaft bleiben. Sie hat in all den Jahren wirklich alle absoluten Höhen, aber auch die bitteren Niederungen des Fußballsports kennen gelernt. Stabil in der Kreisliga unter langer Regie von Andreas Meier und Nico Schmidt ging es quasi in das Hochgebirge, die Regionalklasse, wo zunächst zahlreiche Vereine hinter unserem Team blieben, die heute harte Konkurrenz der Ersten in der Kreisoberliga sind. Während in der Ersten die Wolf-, Kämmer- und Esselborn – Brüder populär wurden, waren dies im Reserveteam die Gebrüder Schmidt – mitunter zu dritt! Und die Bauers.  Doch die Anforderungen sind aus der Sicht eines schmalen Kaders, nicht so sehr der Qualität der Spieler, einfach zu hoch gewesen und es erfolgte der Rückzug. Nun, 2016, im zweiten Jahr nach der Neubildung, ist das Team wieder in die 1.Kreisklasse aufgestiegen.

 

Im Nachwuchsbereich arbeitet gegenwärtig Matthias Zocher, ein Mann, der unserem Verein immer die Treue gehalten hat, mit Harti Händel an der Entwicklung von Spielern aus dem Territorium, die wir dringend einmal benötigen. Und besonders erfreulich ist die Tatsache, dass mit Benjamin Amthor, Oliver Pischel und Jonas Macheleidt Aktive aus der Ersten sich seit geraumer Zeit den ganz kleinen Fußballern zugewendet haben und diese trainieren, damit wieder einmal im unteren Bereich der Altersklassen eine Basis entsteht. Sie nehmen ab Herbst als E – Juniorenteam an den Punktspielen teil.

 

Gedacht sei auch an unseren einstigen Kameramann Heinz Ulrich, dem für die Filmarbeiten extra ein Podest errichtet worden war, auf welchem er bei Wind und Wetter ausharrte. Die Filme waren Gegenstand der Auswertung eines Spiels nach dem jeweils ersten Training. Danken müssen wir auch Carsten Grüner für die erste Erstellung einer Internetseite. Die Zahl der Aufrufe war enorm. Mittlerweile ist sie in die Jahre gekommen und wird gegenwärtig überarbeitet. Möglichst zum Saisonbeginn wird sie in neuer Qualität eröffnet. Ein Projektteam arbeitet bereits intensiv daran.

Unbedingt gehören natürlich in die Teicheler Fußballgeschichte die Reisen nach Tschechien. Unglaublich, aber wahr: Diese freundschaftlichen Beziehungen bestehen seit 1967. Da gab es in Teichel die erste Begegnung, ein Formular davon ist noch vorhanden. Teichel gewann übrigens nach einem Halbzeitstand von 3:1 mit 5:4. Das Spielprotokoll hat der damalige Schiedsrichter Konrad Weigel übergeben. So war also „Konny“ erster internationaler Schiedsrichter der SG Traktor. Im stolzen Alter von 80 Jahren kommt er, wann immer es geht, zu den Spielen nach Teichel.

Und von tschechischer Seite war ein Mann immer dabei - fast 50 Jahre lang. Frantisek Koci, den jeder in Teichel nur als „ Fanta“ kennt! Aber auch, was den Einsatz von Spielern angeht, sind wir schon international gewesen. So spielten bei uns ein Algerier, ein Armenier, ein Kroate, ein Bosnier, der sogar Nationalspieler war, ein Moldawier und 2 mit Migrationshintergrund. Trainer haben wir auch genug verschlissen. Bei einer flüchtigen Recherche kam man schon auf 21, dabei darf man aber die ersten 20 Jahre fast außen vor lassen. Doch dies nur mal als kleine Randnotiz, als interessante Einstreuung.

 

Wenn im Teicheler Sport immer der Fußball den Vorrang hatte, weil er nun einmal den Verein geprägt hat, ihn bekannt machte und die Massen anzog, so wollen wir nicht vergessen, dass auch noch andere Aktive wirken. Unsere Tischtennisakteure sind gar mit drei Teams vertreten und spielen in einer Volkssportregion, die sich aber respektvoll Regionalliga nennt.

 

Und auch Dart als sogenannte Trendsportart hat sich fest etabliert. Unter Leitung von Bernd Linse haben sich die Dartfüchse im ehemaligen Kindergarten einen schönen „ Fuchsbau“ errichtet, wo sie ihre Punktspiele austragen. Viele Namen wurden genannt, aber einer sollte noch einmal hervorgehoben werden. Es ist der Mann, der momentan für den Teicheler Sport steht wie kein anderer, der sich voller Kraft und Leidenschaft, mit viel Geduld und großem Zeitaufwand der einmal übernommenen Aufgabe widmet : Ralf Alex! Auch materiell hat sich viel verändert. So ist das Sportlerheim vor einigen Jahren erweitert worden und die sanitären Anlagen wurden der Erneuerung unterzogen.Trainings- und Hauptplatz wurden mit neuen Rasenflächen versehen, Netze sichern das Gelände zur Bundesstraße ab, ein Lagerraum mit Sprecherturm, von welchem Stadionsprecher P. Zien seit Jahren die Gäste begrüßt und mit Informationen versieht, wurde gebaut. Die Kegelbahn, mit der von Beate und Andreas Schoke bewirtschafteten Gaststätte, erhielt eine moderne Anlage. So hat unser kleiner Verein nun schon sieben Jahrzehnte Regionalgeschichte geschrieben, ungezählten Menschen Freude bereitet, für Geselligkeit gesorgt, zur Persönlichkeitsbildung beigetragen. Deshalb noch einmal der Dank an alle, denn irgendeinen Namen vergisst man immer!, wie betont an alle, die auf irgendeine Art und Weise zum Gedeihen der SG Traktor beigetragen haben, ob als Aktive, als Zuschauer, als Trainer, Betreuer, Platzwarte und vor allem auch Sponsoren !